Am kommenden Sonntag startet in KONTRAST · Männermode eine lose Veranstaltungsreihe, in der gelesen, musiziert und geredet werden wird. Die Reihe wird die junge Bremer Autorin Catja R. Urban eröffnen und aus ihren bislang noch unpublizierten Texten lesen. KONTRAST · Männermode hat Catja interviewt.
KONTRAST: Am kommenden Sonntag wirst du in einem Laden für gediegene Herrenbekleidung aus deinen Texten lesen. Wieso an diesem doch eher ungewöhnlichem Ort?
Catja R. Urban: Ich kenne Holger Mertins, den Besitzer der Boutique gut und seit längerem, und da er die Idee hat, in seinem Laden hin und wieder Veranstaltungen anzubieten, die mit Mode oder ihren Trends eher weniger zu tun haben, fragte er mich, ob ich zur Eröffnung dieser unregelmäßig stattfindenden Reihe nicht etwas aus meinen Texten lesen möchte. Obwohl ich das vorher noch nie in einer größeren Öffentlichkeit gemacht habe, mochte ich solch ein Angebot nicht ablehnen.
KONTRAST: Ich kann mir vorstellen, dass Du sicher ein bisschen aufgeregt bist, vor einer solchen doppelten Premiere.
CRU: Das kann ich Dir versichern, aber ich freue mich sehr darauf.
KONTRAST: Was wirst Du lesen?
CRU: Einmal werde ich aus meinem Buch „Atemzüge“ lesen und ebenso bislang unveröffentlichte Texte.
KONTRAST: Wie würdest Du selbst schildern, was und wie du schreibst?
CRU: Ich halte mich für einen lebenslustigen Menschen, der melancholisch seinen Stift hält, über die Werte der Welt grübelt und alles in Frage stellt. Mit Humor, Realismus und Sarkasmus entstehen dann auf dem Papier Satzwirrheiten und werden nach und nach in eine Ordnung gebracht.
KONTRAST: Was schreibst du zurzeit?
CRU: Momentan schreibe ich so eine Art dramatisches Tagebuch - die Idee ist, die täglichen Gedanken beziehungsweise das Weltgeschehen in ein Gefühl zu verpacken und dieses auf Papier zu bringen, ohne die Situation in den Vordergrund zu stellen. Die Vermittlung des Gefühls ist dabei die Priorität.
KONTRAST: Gibt es andere Autoren, die dich beeinflussen oder dir gefallen?
CRU: Ganz oben auf meiner Liste steht da der Berliner Autor Dirk Bernemann und sein Buch „Ich hab‘ die Unschuld kotzen sehen“. Und ganz besonders liebe ich die Texte und Gedichte von Mascha Kaleko.
KONTRAST: Und im Kino, was ist es da, was Dich fasziniert?
CRU: Also, ich habe mich richtiggehend in den wunderbaren Animationsfilm „Mary & Max“ verliebt, für mich einer der schönsten „Wertevermittler“ der heutigen Zeit, ebenso berührt und inspiriert hat mich der Film „An ihrer Seite“ von Sarah Polley mit Julie Christie in der Hauptrolle. Und ganz besonders finde ich auch den aktuellen Dokumentationsfilm „Amy“ über die großartige und geniale Amy Winehouse.
KONTRAST: Und in der Malerei?
CRU: Ich bin ein großer Freund der Kunst von Gilles Vranckx und ebenso von Banksy, bei den „Klassikern“ sind es Salvador Dalí und Egon Schiele.
KONTRAST: Jetzt musst Du uns aber auch noch deine Vorlieben bei der Musik verraten.
CRU: Um ehrlich zu sein, kann ich nicht schreiben, ohne Musik zu hören - die Gedanken und die Inspiration kommen erst bei Musik. Diese kann jede sein, jede die mir gerade in meine Emotion passt, hauptsächlich aber ist es die aus der dramatischen, der ruhigen, der herzensbrechende Abteilung. Momentan ist es zu den meisten aller Texte „La Alegria“ von Yasmin Levy.
Und sonst ist die Liste lang, Dead Can Dance, Paolo Nutini, Rio Reiser, The Jezables, Falco, Firewater, um nur einige zu nennen, es sind viele mehr.
KONTRAST: Catja, wir wünschen Dir einen schönen Abend bei uns am Sonntag.
Catja R. Urban wurde 1990 in Bremen geboren, als Kind einer deutschen Mutter und eines polnischen Vaters. Außer dass sie ihre Zeit zum Schreiben braucht, arbeitet sie als Serviceteamleitung in einem Bremer Club.
Am 7. Januar 2016 wird die nächste Soiree in KONTRAST · Männermode stattfinden: der Historiker Arndt Frommann wird einen Vortrag halten: „Die Bremer Eiswette und die Frauen“