top of page
Frühere Posts
Unsere Posts

EIN GROSSES HERZ

GROSSES HERZ, so titelt die deutsche Ausgabe der VOGUE vom Juli/August 2024 das Porträt von Margot Friedländer, Zeitzeugin des Holocausts. Ein großes Herz, ja das hat sie, so unermüdlich wie sie in ihrem Bemühen und im besten Sinne kämpferisch am Gewissen und am Bewusstsein ihrer heutigen Zeitgenossen rüttelt, ganz besonders auch der jungen Generation. Sie bewältigt dieses Engagement trotz ihres hohen Alters mit einer nimmermüden Vitalität, vielen zahlreichen öffentlichen Auftritten, dabei vollkommen frei von irgendwelchen Eitelkeiten.



Margot Friedländer wurde am 5. November 1921 als Anni Margot Bendheim in Berlin als Kind der der Eheleute Artur Bendheim und Auguste Bendheim, geborene Gross geboren. Ihre Familie war Jüdisch. 1937 trennten sich Margots Eltern, sie lebte fortan mit ihrem Bruder Ralph, der vier Jahre nach ihr geboren war, bei der Mutter. Mehrere Male unternahm die Mutter Versuche, mit ihren Kindern auszuwandern, unter anderem nach China und Brasilien scheiterten, als letzte verweigerten die USA ihnen die Reise über den Ozean.


Im Januar 1943 hatten sie bereits ihre Flucht zu Verwandten nach Oberschlesien vorbereitet, um sich noch vor der bereits von den Nazis organisierten Deportation retten zu können, aber kurz davor wurde Ralph von der Gestapo auf der Straße verhaftet. Die Mutter stellte sich aber der Polizei stellte, um ihren Sohn Ralph nicht allein zu lassen. Durch Nachbarn hinterließ sie Margot noch eine Handtasche mit ihrem Adressbuch und einer Bernsteinkette, Diese Nachbarn übermittelten Margot zudem die mündliche Botschaft ihrer Mutter: »Versuche, dein Leben zu machen«.


Margot konnte sich bis zum bis zum Frühjahr 1944 im Untergrund versteckt halten, unter anderem mit Hilfe von verschiedenen Gegnern der Nationalsozialisten. Aber am Ende wurde sie verraten und ins KZ Theresienstadt deportiert. Sie überlebte. Ebenso Adolf Friedländer, den sie aus Berlin kannte und in Theresienstadt wiedertraf. Beide heirateten und reisten 1946 in die USA, wo sie die amerikanischen Staatsbürgerschaft annahmen.


Adolf, der sich weigerte, je wieder in sein Heimatland zurückzukehren, starb 1997. Margot reiste aber ihrerseits dann erstmals 2002 in ihre Geburtsstadt, auf Einladung des Berliner Senats an seine „verfolgten und emigrierten Bürger“. Nach weiteren Reisen nach Berlin, entschied sie sich 2010, definitiv in ihre Heimatstadt zurückzukehren, wo sie bis heute lebt.



Von ihrer Entscheidung zurückzukehren und ihrem abenteuerlichen Umzug nach Berlin hat der Dokumentarfilmer Thomas Halaczinsky einen eindrucksvollen Film gedreht (siehe unten in den Links).


Seit ihrer Rückkehr besucht sie nun Schulen und anderen Einrichtungen in ganz Deutschland, tritt in der Öffentlichkeit auf, um über ihr Leben zu berichten. So auch jetzt mit aller ihr eigenen Offenheit und überwältigenden Eleganz in der VOGUE.


Ein sehr lesenswertes und ergreifendes Buch hat sie über ihre Geschichte geschrieben. Es hat den Titel »Versuche, dein Leben zu machen · Als Jüdin versteckt in Berlin« (Rowohlt Berlin, 2008). Es ist nach wie vor lieferbar, ebenso als Hörbuch, das Margot Friedländer selber eingelesen hat.


 

Weblinks:

  • Dokumentarfilm von Thomas Halaczinsky · Späte Heimkehr: Link

  • Das Buch: Link

  • Das Hörbuch: Link

  • VOGUE: Link

 

Comments


bottom of page