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WÜRDIGER ABSCHIED



In unserem vorherigen Blogbeitrag waren wir der traurigen Pflicht nachgekommen, den Tod unserer Freundin und meiner Ausbilderin zum Buchhändler anzuzeigen, der einzigartigen Bremer Buchhändlerin und exquisiten Verlegerin kleiner, seltener, immer außergewöhnlicher bis extravaganter literarischer Pretiosen: Bettina Wassmann-Sohn-Rethel. Am Mittwoch, dem siebten Februar, haben wir sie in einer großen Runde guter Freundinnen und Freunde, Verehrern und Verehrerinnen, Weggenossen und Weggenossinnen verabschiedet und auf dem Riensberger Friedhof zu Grabe getragen.



Die Trauerkapelle war diskret geschmückt, mit Requisiten aus ihrem beruflichen und persönlichen Leben: die Trittleiter, die einstmals Alfons Schwontkowski gebaut hatte und die immer in ihrem Laden stand, ein Porträt von Bettina in ihrem Laden, hinter ihrem Tresen zeitunglesend (sicher das Feuilleton!), das in eigenwillig hochkantigem Format gedruckte Plakat zum 50-jährigen Bestehen ihrer Buchhandlung, mit dem Doppelporträt, das Bettina und ihren Ehemann Alfred Sohn-Rethel von hinten zeigt und im Hintergrund im Monitor das Poster, das in riesengroßer Kopie im Eingang zu ihrem Laden hing und das sie so liebte: »Défense d'afficher« (1937) von Marianne Breslauer (1909 - 2001)«.


So wie in der Traueranzeige gebeten worden war, legten alle Trauergäste weiße Blumen vor der Urne ab. Ein weißer Blütenteppich war so am Ende entstanden.


Den Höhepunkt der Feier bildete aber die sehr persönliche Trauerrede, die Bettinas Freundin und eine ihrer frühesten Kundinnen Annelie Keil hielt. Eine Ansprache, die berührend im Ton und gespickt mit manch kuriosen Anekdoten aus Bettinas Leben, hin und wieder Schmunzeln, auch leises Lachen bei der Trauergemeinde provozierte, ein würdiger Abschiedsgruß, ach, der Bettina natürlich sicher gefallen hätte, wenn sie eventuell auch den einen oder anderen Einwand geäußert hätte. Aber dazu war Bettina zu sehr Bettina, als dass sie sich das hätte nehmen lassen…



Eingerahmt wurde die Feier von Leonard Cohen und seinem »Hallelujah« und Frank Sinatras »My Way«.


Anschließend geleiteten wir Bettinas Urne zum Riensberger Friedhof, wo diese auf einer von beeindruckend hohen Bäumen umgebenen Wiese bestattet wurde. Im Sommer wird sie dort kühlenden Schatten haben.


Eine Handvoll enger Freunde traf sich hinterher noch an einem fast ‚subversiven‘ Ort in Bremens Altstadt, gerne Bettinas Stammlokal nach der Arbeit, unmittelbar in der Nähe zu ihrem Laden gelegen, der dort um die Ecke von 1969 bis zum 31. März 2023 Am Wall 164 existiert hatte.

Holger Mertins

 





Die Rede von Annelie Keil kann hier

heruntergeladen werden: Link



 


 

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