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ZUM ZWEITEN MAL...

Aktualisiert: 31. März

Michel Friedman · Foto: butenunbinnen
Michel Friedman · Foto: butenunbinnen

... war es KONTRAST · Männermode gelungen, den Autor Michel Friedman zu

einem Besuch am 13. März nach Bremen einzuladen. Nach der erfolgreichen Matinee in der ausverkauften »Schauburg« im November 2023 mit guten 300 Besuchern, in der Michel Friedman seinen Essay »Schlaraffenland Abgebrannt« vorgestellt hatte, waren wir damals mit dem Autor verblieben, dass wir ihn gerne zu einer Szenischen Lesung erneut in unsere Stadt einladen wollten. Dann mit seinem autobiografischen in Gedichtform geschriebenen Buch »FREMD«, das damals gerade im Piper Verlag erschienen war und in einer eindrucksvollen und bewegenden Aufführung vom Berliner Ensemble am 26. Oktober aufgeführt wurde, als deutliche Reaktion auf den Angriff der Hamas auf Israel am 7. Oktober 2023, bei dem nach israelischen Angaben mehr als 1.100 Menschen ermordet oder im Kampf getötet worden waren. Gelesen hatte den Text von Michel Friedman die vielfach preisgekrönte Schauspielerin Sibel Kekilli, und nach wie vor steht diese Lesung im Spielplan der Berliner Bühne (»»»).


Eine gelungene Kooperation


KONTRAST · Männermode konnte das THEATER BREMEN nun für das neue Projekt mit Michel Friedman gewinnen und in gemeinsamer Vorbereitung und Mobilisation ebenfalls zu einer Szenischen Lesung von »FREMD« einzuladen, nunmehr in einer Bremer Version. Die Dramaturgie des THEATER BREMEN (Elif Zengin, Lena Mitra Sabbagh-Amirkhizi und Stefan Bläske) hatte eine neue, eindrucksvolle dichte 50-minütige Collage aus den 160 Seiten der Buchversion komponiert, die von den Schauspielerinnen des Bremer Ensembles Judith Goldberg und Irene Kleinschmidt in einem aufwühlenden und fesselnden Dialog rezitiert wurde und der das Publikum in äußerst angespannter Stille fast wie einem Zwiegespräch aus einer antiken Tragödie folgte.


Judith Goldberg und Irene Kleinschmidt (v.links) · Foto: butenunbinnen


In mehreren Textblöcken rückten Stationen im Leben des Autors und das seiner jüdischen Eltern ins Licht, die ihr Überleben nur der Rettung durch einen Oskar Schindler (1908-1974) verdankten, während kaum ein Mitglied der großen Familie Friedmans den Holocaust überlebte. Friedmans erste Kindheit in Paris, wo er 1956 geboren worden war, neun Jahre später die Übersiedlung der Familie nach Frankfurt, damit ins Land ihrer Mörder. Seine Erfahrung mit dem versteckten bis offenen Antisemitismus seiner Mitschüler, deren Familien, generell der Deutschen der Republik der Nachkriegs- und Wirtschaftswunderzeit. Aber auch das Unvermögen der Überlebenden der Shoa über die erlebten Demütigungen, ihre Verfolgung und der Vernichtung ihrer Familien und Freunde sprechen zu können. Und deren tiefes und kaum zu vermeidendes Schuldgefühl, sie alle überlebt zu haben.


Der 13-jährige Michel Friedman mit Oskar Schindler · Foto: Michel Friedman/Privat
Der 13-jährige Michel Friedman mit Oskar Schindler · Foto: Michel Friedman/Privat

Das Gespräch


Nach einem langen Applaus für die beiden Akteurinnen betrat Michel Friedman die Bühne, begleitet von der Kulturwissenschaftlerin Tatjana Vogel, der Leiterin des Bremer Festivals für grenzüberschreitende Literatur · globale°, die mit dem Autor in ein spannendes, dichtes Gespräch über seinen Text und die politische Situation in unserem Land und in der Welt stieg. Friedman hat der Moderatorin ihren Part nicht immer leicht gemacht hat, aber das erwartet von ihm und seinem streitbar-radikalen Geist auch niemand.


Tatjana Vogel und Michel Friedman · Foto: KONTRAST · Männermode
Tatjana Vogel und Michel Friedman · Foto: KONTRAST · Männermode

Die Inszenierung


Zu einem entscheidenden Teil des Erfolges des gelungenen Abends trug die Regie und die Bühnenausstattung des Abends bei, die ebenfalls in den Händen der Dramaturgie lag. Hinter der schwarzen, mit einem purpurnen Teppichviereck ausgelegten Vorbühne, saßen im ersten Akt die beiden Schauspielerinnen auf hohen Hockern und Bartischen, zum zweiten Akt wurde umgebaut und auf zwei Stühlen nahmen dann Friedman und die Moderatorin Platz. Alles diskret ausgeleuchtet und der Ton professionell ausgesteuert.


Der Applaus war lang und Friedman signierte nach der Lesung und dem Gespräch in der Kassenhalle Exemplare seiner Bücher, die der Buchladen Ostertor mit ins Theater gebracht hatte.



Resonanzen


Eine solche Veranstaltung, erst recht wenn sie in einem solchen dramatischen Format aufgeführt wird, hat nicht nur über 600 Besucher und Besucherinnen ins Theater am Goetheplatz gelockt, sondern auch die Bremer Presse motiviert, vor und nach dem Besuch von Michel Friedmans Besuch in unserer Stadt ausgiebig und differenziert zu berichten: sowohl mit dem Interview von Marc Hagedorn im Weser-Kurier, wie das bei buten un binnen mit Jan Meier-Wendte und Martin Busch auf Bremen zwei in der Reihe "Gesprächszeit" (siehe unten in den Weblinks).


Ein neues Buch im Sommer


Wie sein Verlag gerade mitteilt, wird Michel Friedman am 29. August 2025 ein neues Buch veröffentlichen, das den Titel »MENSCH! Liebeserklärung eines verzweifelten Demokraten« tragen und mit Sicherheit ein erneutes Mal große Aufmerksamkeit hervorrufen wird. Wir werden Michel Friedman dann auch wieder sehr gerne - voraussichtlich im Frühjahr 2026 - wieder zu uns nach Bremen einladen. Er hat auch bereits zugesagt.



 

Ein Nachtrag: KONTRAST · Männermode als Veranstalter


Manche mögen sich fragen, was ein kommerzielles Unternehmen, einen Herrenausstatter wie KONTRAST · Männermode, antreibt, solche kulturellen Ereignisse zu veranstalten. Neben den beiden Lesungen mit Michael Friedman hatte Holger Mertins, Inhaber von KONTRAST, vorher schon Konzerte mit Tim Fischer im Metropol Theater und mit Helmut Debus in der Schauburg organisiert, und zwei Besuche der Modejournalistin Barbara Vinken, einmal im Theater Bremen und ein zweites Mal in Kooperation mit Ann Karlusch · Internationale Mode. Dazu sagte Mertins in einem kürzlichen Interview mit dem spanischen Journalisten Carl Sinó im Schwachhauser · Magazin für Bremen:


Mich holt auf diese sehr angenehme Weise meine Vergangenheit als Konzert- und Veranstaltungsbetreiber ein, ohne dass ich damit eine Nebentätigkeit ausüben würde. Nein, es passiert einfach. Ich stoße auf etwas, wie ein Buch, das mich persönlich sehr betroffen gemacht hat. So war es mit Michel Friedmans autobiografischem Buch ‚FREMD‘, das mich bei meiner Lektüre sofort in Bann gezogen hat. Ich hatte das Gefühl, das interessiert und beschäftigt mehr Leute als mich und mein Umfeld, also nahm ich Kontakt zu dem Autor und seinem Verlag auf und organisierte eine Lesung mit seinem damals gerade neu erschienenen Titel ‚Schlaraffenland abgebrannt‘‘. An einem Sonntagvormittag in einer Matinee in der Schauburg fand sie statt, drei Stunden dauerte sie am Ende, der Saal voll."


Wie er auch keineswegs ausschließt, an anderer Stelle befragt, wenn er äußert: »Natürlich haben solche Events auch einen Werbeeffekt für meinen Laden. Aber sie sind für mich, aber wie ich weiß, für viele meiner Kunden und Kundinnen, auch immer mit einem Lustgewinn verbunden.«


Und das sei schon mal angekündigt:


Am Sonntag, den 26. Oktober 2025 um 18 Uhr lädt KONTRAST · Männermode erneut Tim Fischer ein, wieder ins Metropol Theater - dann mit seiner Revue »Hildegard Knef · Na und«. Die Berliner Schauspielerin und Chansonsängerin würde am 28. Dezember ihren 100. Geburtstag feiern.


Der Vorverkauf läuft bereits: »»»

 

Weblinks:

  • Video · Der Besuch von Michel Friedman in Bremen · März 2025: Link

  • Audio · Bremen Zwei »Gesprächszeit«: Link

  • Video · Besuch von Michel Friedman in Bremen · November 2023: Link

  • Der Weser-Kurier vom 13. März 2025: Link

  • Michel Friedman ℅ Piper Verlag: Link

  • Das neue Buch von Michel Friedman: Link

  • Interview mit Holger Mertins: Link

 

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